Kunst ohne Seele ist wie Sein ohne Leben
Sie ist aus dem Bamberger Kunst- und Kulturgeschehen kaum mehr wegzudenken: Friedl Fischer – engagierte Ausstellungsmacherin und Galeristin aus Leidenschaft, aber auch selbst bildkünstlerisch tätig, und dies bereits seit den 70er Jahren. Was als Hobby zaghaft seinen Anfang nahm, entpuppte sich bei Friedl Fischer bald als echte Berufung. So zeigt sie heute in ihrer Bamberger Galerie, die sie seit Mitte der 90er Jahre betreibt, neben Skulpturen und Objekten von Kunstschaffenden aus der Region auch immer wieder eigene Werke: Gemälde auf Leinwand meist, gelegentlich auf Papier, zuweilen mit reliefartigen oder mit dreidimensional gestuften Oberflächen versehen, durch die sich das Bild den Realraum des Betrachters erobert.
Von intensiver Farbigkeit sind ihre Werke und von energetischem Duktus, der als seismographische Entladung innerer Befindlichkeiten die Seelenwelt der Künstlerin sichtbar macht. Was auf den ersten Blick wie intuitiv ersonnene Bilderfindungen anmutet, erweist sich bei genauerem Hinsehen allerdings nicht selten als expressive Projektion der sichtbaren Wirklichkeit: als formfarblich aufgelöste Hügellandschaften, als pinselrhythmisch transformierte Figurationen oder als signethaft ins Bild gesetzte Gegenstände von mystischer Bedeutung. Da schwebt eine Kugel magisch im Raum oder bringt ein pulsierendes Herz das Bild auf geheimnisvolle Weise zum Schlagen. Was am Ende entsteht sind Werke, die den Betrachter spüren lassen, dass es bei ihnen um sehr viel mehr geht als um bloße Oberflächengestaltung. Die Gemälde von Friedl Fischer sind bildgewordener Ausdruck einer tiefbewegten Seele, die sich wahrnehmungssensibel und mit einem feinen Gespür für die kompositionsästhetische Erscheinungswirkung auf dem Bildgeviert entfaltet.
Diese Innerlichkeit ihrer Arbeiten ist für Friedl Fischer der originäre Antrieb ihres bildnerischen Schaffens. „Kunst ohne Seele“, so ihr berühmt gewordenes Credo, „ist wie Sein ohne Leben“.
Dr. Matthias Liebel, Kunsthistoriker